Die »Bürgerwerkstatt« in Görlitz

Bei der Bürgerwerkstatt in Görlitz kamen knapp 100 Bürgerinnen und Bürger der Einladung in die Kulturbrauerei nach, um über die Zukunft des Landkreises zu diskutieren und Vorstellungen für das Jahr 2030 zu entwickeln. Es waren fünf Sachverständige eingeladen: Der stellvertretende Ministerpräsident und Sächsische Staatsminister für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr Martin Dulig, der Landrat des Landkreises Görlitz Bernd Lange, die 2. Beigeordnete (Jugend, Soziales, Gesundheit, Rettungswesen) Martina Weber, die Dezernentin für Umwelt, Bauen, Kreisentwicklung Heike Zettwitz sowie der Vertreter des Polizeipräsidenten der Polizeidirektion Görlitz Klaus Hecht.
Intensiv diskutiert wurde das Thema Strukturwandel. Die Menschen in der Region sehen den Ausstieg aus der Braunkohleverstromung als große Herausforderung, die es anzunehmen gelte. Wie gelingt es am besten, die regionale Identität, die eigenen Fähigkeiten sowie die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Potentiale so zu stärken, dass der Strukturwandel geschafft wird? Eine große Rolle spielte auch das Image der Region. Dazu müsse mehr über das Gute und das bereits Erreichte gesprochen werden. Es brauche eine stärkere Vernetzung der Akteure vor Ort und eine gute Willkommenskultur im Landkreis. Rückkehrwillige müssten wie bisher weiter angesprochen werden. Es bedürfe aber auch eines geordneten Zuzugs von integrationswilligen und gut ausgebildeten Fachkräften aus osteuropäischen Staaten, die die Chancen der Region im Wettbewerb verstärkten.
Dazu sollten die intensiven grenzüberschreitenden Beziehungen zu Polen und Tschechien ausgebaut und in die Ukraine hinein aktiviert werden. Die günstigen Wohnraumangebote müssten besser beworben werden. Außerdem muss die Forschung im ländlichen Raum für den ländlichen Raum mehr belebt werden. Der Forschungsaustausch mit den Unternehmen müsse verbessert werden. Dies könnte durch die Ansiedlung von entsprechenden Forschungseinrichtungen und einer Stärkung der Hochschulen vor Ort gelingen.
Ein viel diskutiertes Thema war die Verbesserung des Öffentlichen Personennahverkehrs. Junge Leute ohne Führerschein müssten ihre Ausbildungsplätze auch ohne Auto erreichen können. Senioren ohne Auto wollen zum Arzt fahren können. Hier wurde allgemein ein Ausbau der Infrastruktur und konkret mehr mobilen Angebote gefordert. Dabei wurde über mobile Arztpraxen, mobile Tante-Emma-Läden sowie Sammeltaxis diskutiert. Außerdem wurde der Wunsch geäußert, dass der Fernverkehr wieder vermehrt auf die Schienen gelegt werden sollte, um dem Stau auf den Hauptverkehrsachsen, v. a. auf der A 4, entgegenzuwirken.
Die Teilnehmer der Bürgerwerkstatt wünschen sich, dass das Ehrenamt weiter gestärkt wird. Dabei helfe auch die Verstetigung der Ehrenamtspauschale und jährliche Ehrenamtstage. Menschen müssten wieder verstärkt begeistert werden für ehrenamtliche Arbeit.
Dabei geht es weniger um eine gute Bezahlung, sondern vielmehr um grundsätzliche Dinge, wie beispielsweise Veranstaltungsräume und das Vorhandensein von modernen Toiletten. Sehr hilfreich sei auch die neue Kommunalpauschale, mit der im Kleinen viel Gutes getan werden könne. Diese möge man verstetigen. Vielleicht könnte (wie früher) die Feuerwehr in die Schulen kommen und so Begeisterung bei den Jungen und Mädchen wecken? In den drei großen Städten in Sachsen gebe es Brandschutzerziehungszentren. Das seien gute Beispiele, wie man für Nachwuchs werden könne.