Sachsen-Monitor 2018
Die Sächsische Staatsregierung stellte am 13. November 2018 zum dritten Mal den jährlichen Sachsen-Monitor vor. Das diesjährige Sonderthema umfasst die Einstellungen der Bürgerinnen und Bürger zum Thema Heimat.
Für den Sachsen-Monitor 2018 wurden im Zeitraum vom 28. Juni bis 23. August 2018 insgesamt 1.011 Personen in Sachsen befragt. Wie in den Jahren zuvor wurde die Befragung mittels eines standardisierten Fragebogens in persönlichen Interviews durchgeführt.
Die Umfrage im Detail
- Grundgesamtheit: Bevölkerung in Sachsen ab 18 Jahren
- Art der Befragung: Computergestützte persönliche Interviews
- Stichprobengröße: n=1.011
- Erhebungszeitraum: 28. Juni bis 23. August 2018
- Zufallsstichprobe
- Gewichtung nach Alter, Geschlecht und Bildung
Die Ergebnisse des Sachsen-Monitors 2018
Hinweis: Die in den Grafiken in Klammern angegebenen Zahlen stellen die prozentuale Veränderung gegenüber dem Vorjahr dar.
Drei Viertel der Sachsen sehen ihre Zukunft optimistisch. Dabei hat weder das Alter noch das Geschlecht oder der Wohnort einen Einfluß auf die Einschätzung. Hingegen spielt das Bildungsniveau eine entscheidende Rolle. Demnach sehen 65 Prozent der Hauptschulabsolventen, 74 Prozent der Realschulabsolventen und 78 Prozent der Hochschulabsolvetnen die Zukunft eher optimistisch.
Die wirtschaftliche Lage Sachsens sehen die Befragten zu 80 Prozent als sehr gut oder eher gut an. Die Gruppe der über 70-Jährigen teilt diese Auffassung zu 86 Prozent, während es bei den 18- bis 29-Jährigen nur zu knapp drei Vierteln (73 Prozent) der Fall ist.
Ihre eigene wirtschaftliche Lage schätzen mit 81 Prozent etwas mehr Befragte als im Vorjahr (77 Prozent) als sehr gut oder eher gut ein. Die Ergebnisse belegen wie in den Vorjahren einen starken Zusammenhang zwischen der Einschätzung der eigenen Zukunftsperspektive und der Einschätzung der eigenen wirtschaftlichen Lage. Diejenigen, die ihre eigene Zukunft optimistisch bewerten, stufen auch ihre Wirtschaftslage deutlich besser ein.
Insgesamt sind die Befragten mit ihren persönlichen Lebensumständen sehr zufrieden. Angeführt wird die Liste mit der persönlichen Wohnsituation. 91 Prozent bewerten diese positiv. 83 Prozent der Berufstätigen sind mit ihrer Beschäftigungssituation zufrieden, 81 Prozent aller Befragten sind mit dem Ausmaß an persönlicher Freizeit zufrieden.
Jeweils 77 Prozent geben an, mit ihrer Gesundheit, der haus- und fachärztlichen Betreuung sowie der Sauberkeit von Plätzen und Straßen in der Umgebung zufrieden zu sein. 76 Prozent erachten die Sicherheit von Plätzen und Straßen in der Umgebung als zufriedenstellend. Mit der Höhe der Lebenshaltungskosten sind die wenigsten, aber immer noch über die Hälfte der Befragten (58 Prozent), zufrieden.
An erster Stelle steht für die Befragten der Themenbereich Bildung und Lehrermangel. Damit verdrängt dieser den Themenbereich Asyl und Überfremdung von erster Stelle im Sachsen-Monitor 2017. 20 Prozent der Befragten im Jahr 2018 sehen hier die wichtigsten Probleme in Sachsen.
17 Prozent nannten Probleme, die sich dem Themenbereich Arbeitslosigkeit und Wirtschaftsförderung zuordnen lassen, an dritter Stelle werden Asylpolitik, zuviele Ausländer und Überfremdung genannt (16 Prozent). Im zweistelligen Bereich liegen weiterhin die Themen Armut, Billiglöhne und Altersarmut (14 Prozent).
Im Vergleich zum Vorjahr werden die Chancen auf einen sozialen Aufstieg in Deutschland wieder etwas besser bewertet. 54 Prozent der Befragten meinen, die Chancen von einer niedrigeren Bevölkerungsschicht in eine höhere Bevölkerungsschicht aufzusteigen, seien sehr gut oder eher gut. 2017 waren nur 47 Prozent dieser Meinung. 2016 waren es 52 Prozent.
46 Prozent der Sachsen sind der Auffassung, dass es in Deutschland alles in allem eher gerecht zugeht und 49 Prozent meinen, es gehe eher ungerecht zu. Zum bundesweiten Vergleich: 58 Prozent aller Deutschen – 61 Prozent der Westdeutschen und 49 Prozent der Ostdeutschen – sind der Meinung, es gehe in Deutschland alles in allem eher gerecht und 38 Prozent – 36 Prozent der Westdeutschen und 46 Prozent der Ostdeutschen – der Meinung, es gehe eher ungerecht zu. ( Quelle: Infratest dimap (2017) im Auftrag der ARD, DeutschlandTREND Vorwahlerhebung 2017)
In Ergänzung der allgemeinen Bewertung der Gerechtigkeit in Deutschland wurden die Befragten im Rahmen des Sachsen-Monitors 2018 nach ihrem individuellen Gerechtigkeitsempfinden gefragt. Sie wurden gefragt, ob sie im Vergleich zu anderen einen als gerecht empfundenen Anteil erhalten oder nicht und welche Gründe sie dafür sehen.
Während die Zahl derjenigen, die sich für Politik interessieren, und die Zahl der Desinteressierten sich 2017 noch ungefähr die Waage hielten, ist das Interesse an Politik im Allgemeinen auf 41 Prozent (-6 Prozentpunkte) zurückgegangen. 59 Prozent geben an, sie seien desinteressiert. Geringfügig höher ist das Interesse an Politik in Sachsen (43 Prozent, -3 Prozentpunkte).
Zu den Forderungen nach mehr direkter Demokratie haben die Befragten eine geteilte Meinung. Einerseits sagen viele, nur direkte Demokratie sei wahre Demokratie (57 Prozent) und 81 Prozent glauben, mehr Einflussnahme der Bürger durch Volksabstimmungen würde das Interesse vieler Menschen an Politik erhöhen. Zudem sagen 75 Prozent, Politiker würden sich dann stärker an dem Volkswillen ausrichten. Andererseits glauben 56 Prozent der Befragten, direkte Demokratie könne durch Demagogen missbraucht werden und 38 Prozent vertreten die Meinung, wenn häufig Volksabstimmungen stattfänden, würde das zu Unregierbarkeit führen.
Eine »gefährliche Überfremdung« der Bundesrepublik durch »zu viele Ausländer« sehen – genau wie bei der Vorjahresbefragung – 56 Prozent der Befragten. Die Auffassung, Alteingesessene sollten mehr Rechte als später Zugezogene haben, vertreten 37 Prozent (+4 Prozentpunkte) der Sachsen. Mehr als jeder Fünfte (21 Prozent) gibt an, sein persönliches Wohnumfeld sei in einem »gefährlichen Maß« durch »viele Ausländer überfremdet«. Das sind 6 Prozent mehr als 2017.
Für die Sachsen hat ihre Heimat einen sehr hohen Stellenwert. 89 Prozent der Befragten sehen Heimat als wichtig an. Vor allem Frauen haben eine sehr starke Bindung an ihre Heimat (93 Prozent), aber auch für die Männer ist sie zum großen Teil wichtig (86 Prozent).
Spitzenwerte erreicht die Bedeutung bei den Senioren (70 Jahre und älter: 97 Prozent), aber auch bei alleinerziehenden Singles und Verheirateten ohne Kinder. Im Bezirk Chemnitz ist den Menschen zu 96 Prozent »Heimat« wichtig, in Dresden und Leipzig je 86 Prozent.
Ergebnisse als Download
Auf Anfrage stellen wir Ihnen den SPSS-Datensatz gern zur Verfügung.
- Ergebnisbericht Sachsen-Monitor 2018 (*.pdf, 2,84 MB) Alle Ergebnisse in einem PDF-Dokument zusammengefasst
- Stellungnahme des Beirats zum Bericht »Sachsen-Monitor 2018« (*.pdf, 0,10 MB)
- Präsentation der Befragungsergebnisse in der Kabinettspressekonferenz (*.pdf, 0,32 MB)
- Auswertungstabllen Sachsen-Monitor 2018 (*.pdf, 1,15 MB)
Fazit zum Sachsen-Monitor 2018
Der Sachsen-Monitor hat erneut komplexe Erkenntnisse zum Vorschein gebracht. Positiv ist zunächst anzumerken, dass die weitaus meisten Menschen in Sachsen ihre Lebensumstände positiv bewerten und zuversichtlich in die Zukunft blicken. Besonders zufrieden sind die Menschen in Sachsen mit ihrer Wohnsituation, ihrer beruflichen Situation und ihrer ärztlichen Versorgung. Auch den Sicherheitsaspekt bewerten drei Viertel der Befragten positiv. Die Zufriedenheit mit der eigenen wirtschaftlichen Situation erreicht mit 81 Prozent einen Höchstwert und liegt sogar noch leicht über dem bundesweiten Zufriedenheitswert (78 Prozent).
Gleichzeitig ist die Bevölkerung im Freistaat hinsichtlich der Bewertung vieler wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Aspekte gespalten: Rund jeder zweite Sachse meint, in Deutschland gehe es eher ungerecht zu und die sozialen Aufstiegschancen seien schlecht.
Viele Menschen in Sachsen sorgen sich um den gesellschaftlichen Zusammenhalt, aber auch darum, dass die deutsche Kultur und Eigenart verloren geht. Beide Sorgen sind im Vergleich zur Vorjahreser-hebung deutlich angestiegen (um 7 bzw. 10 Prozentpunkte).
Die größte Sorge der Sachsen bleibt jedoch wie im Vorjahr die Sorge vor einem Anstieg der Gegensätze zwischen Arm und Reich. Der Blick auf die finanziellen Sorgen der Menschen in Sachsen zeigt zunächst, dass diese in der Gesamtbetrachtung schwach ausgeprägt sind. Mit ihrer finanziellen Situation und ihrer sozialen Absicherung sind zwei Drittel der Menschen zufrieden. Hierbei kommt es jedoch sehr darauf an, wen man fragt: Formal niedriger Gebildete sind diesbezüglich deutlich weniger zufrieden als formal höher Gebildete. Darüber hinaus zeigt sich, dass die Unzufriedenheit im Bezirk Chemnitz deutlich stärker ausgeprägt ist als in den Bezirken Dresden und Leipzig.
Das Meinungsbild hinsichtlich Politik, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit ist in Sachsen ebenso vielschichtig. Einerseits ist die Bereitschaft zur politischen Partizipation stark ausgeprägt und ausgewählte Kriterien von Demokratie wie freie und faire Wahlen, eine freie Opposition und Minderheitenschutz werden von nahezu allen Befragten als wichtig erachtet.
Andererseits sind nur vier von zehn Sachsen mit der Art und Weise, wie die Demokratie in Deutschland funktioniert, zufrieden. Der Landesregierung und dem Landtag schenkt nur rund jeder Zweite Vertrauen, noch schlechter sieht es mit dem Vertrauen in Bundes- und EU-Institutionen aus. Insgesamt ist das Vertrauen in fast alle Institutionen im Vergleich zu 2017 rückläufig. Besonders schlecht steht es um die Bewertung von Parteien und Politikern im Allgemeinen. Drei Viertel der Sachsen glauben, die meisten Politiker wollten nur die Stimmen der Wähler, die Ansichten der Wähler inte-ressierten sie nicht. Nur jeder Zehnte vertraut Parteien im Allgemeinen.
Die überwiegende Mehrheit der Sachsen weist nur einen niedrigen Grad an Ressentiments gegenüber einzelnen Bevölkerungsgruppen auf – stimmt also den Aussagen zur Messung von Ressentiments kaum zu. Insbesondere gegenüber Ausländern und Muslimen sind Ressentiments jedoch verbreitet. Jeweils rund jeder Zweite meint, Deutschland sei durch Ausländer »überfremdet« und durch »die vielen Muslime« fühle er sich manchmal wie ein Fremder.
Heimat hat für nahezu alle Menschen im Freistaat Sachsen einen sehr hohen Stellenwert. Für die meisten ist Heimat allerdings kein Ort oder eine Region, sondern die Menschen, die ihnen nahestehen: Familie und Verwandte sowie Freunde und Bekannte.